______________________Beitrag zum DADA- und DALI-Award
~~~~ LOVE SURPRIME ~~~~
Sagt, wie kommt es, dass mein Lager mir so hart erscheinen mag,
Dass vom Purpurpfühl die Decke niedergleitet Tag für Tag,
Dass die Nächte mich so endlos dünken, und der Schlaf mich flieht,
Dass ich ruhelos mich wälze, schmerzumfangen Glied für Glied?
Dass vom Purpurpfühl die Decke niedergleitet Tag für Tag,
Dass die Nächte mich so endlos dünken, und der Schlaf mich flieht,
Dass ich ruhelos mich wälze, schmerzumfangen Glied für Glied?
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Ort: Kantine der "SURPRIME"
Schulschiff des euroasiatischen Handelsbundes auf dem 3. Ausbildungsflug zum
IC 2945
Mademoiselle 2001 lächelt leise in ihre nun meergrüne Dessertschale, welche noch vor wenigen Minuten tiefschwarz war. Ein überflüssiger aber hübscher Verkaufsgag der Franchice – Restaurantkette, welche für ihre Innovationen bei der Ausstattung der euroasiatischen Schulschiffe bekannt war. Schulschiff des euroasiatischen Handelsbundes auf dem 3. Ausbildungsflug zum
IC 2945
Sie nimmt einen Löffel, hält kurz inne und erwiedert meinen Blick gelassen, um sich schließlich wieder dem Rest des basurkischen Haffeleises zuzuwenden; ein Eis, das mit dem Erdbeereis der Erde vergleichbar ist. Auch Ihre Lippen haben sich verfärbt. Sie sind von der Kälte des Eises gerötet und bilden einen beinahe schmerzhaften Sukzessivkontrast zu der Helligkeit ihrer Haut.
„ Ich gefalle Ihnen also. Das wollten Sie mir sagen?“
Ich schaue grimmig.
„Ach entschuldige, dir natürlich.“
„Gefallen ist ein schwaches Wort.“ Ich überlege kurz und beiße mir leicht auf die Unterlippe.
„Du klingst in mir… leise… wie ein längst vergessenes Lied“. Frech lächele ich sie an.
Sie nickt anerkennend: „Nicht schlecht. Für halb vier im IC 2944, nicht schlecht.“
Was so listig, was so heimlich mit getroffenen Herz und Sinn,
Das bist du, du süße Liebe, du, du wilde Herrscherin.
Soll ich weichen, soll ich kämpfen? Man trägt leichter seine Last,
Auferlegt vom Schicksal, trägt man sie ergeben und gefasst.
Das bist du, du süße Liebe, du, du wilde Herrscherin.
Soll ich weichen, soll ich kämpfen? Man trägt leichter seine Last,
Auferlegt vom Schicksal, trägt man sie ergeben und gefasst.
Zwar hatten wir uns eben erst offiziell vorgestellt, so kannte ich sie jedoch schon seit Beginn dieser Reise. Sie arbeitet in der Desinfektion und ich erinnere mich genau, wie sie meinen Körper beim Einchecken enthaarte und desinfizierte. Ihre Hände waren durch hohe schneeweiße Zyclac -Handschuhe geschützt. Ihr Kopf und ihr Gesicht waren aus Sicherheitsgründen und wegen des Vorbildeffekts völlig nackt. Nach der Katastrophe vor 2 Jahren bei der eine unheilbare Viruskrankheit, die für den Tod von 5 Milliarden Menschen innerhalb kürzester Zeit verantwortlich war, ausbrach, traute man den Desinfektionsautomaten, welche für die damalige Kontamination verantwortlich waren, nicht mehr, und der Crew schon gar nicht. Also sorgten Sagronistinnen für die Einhaltung der hygienischen Sicherheit. Die Reinigung war ein durchweg unangenehmer und peinlicher Vorgang. Ein großes Risiko bargen die Hautfalten und diversen Körperöffnungen und natürlich die Haare mit ihren Follikeln. Die Sagronistinnen kontrollierten streng und kühl die Arbeiten der entsprechenden Maschinen und konnten es scheinbar nicht unterlassen einem das Gefühl zu geben man sei ein Stück Vieh. 2oo1 war da anders. Sie strahlte eine behutsame Gleichgültigkeit und Zartheit aus, die mich so gleich verzauberte.
„Aber du weißt, dass es unmöglich ist das wir…?“, und dabei ließ sie den Zeigefinger zwischen uns hin und herpendeln. Natürlich verbot die Sicherheit jeden näheren Kontakt eines Crewmitgliedes mit einer Sagronistin.
Man möchte sich vorstellen, was passieren würde wenn sie sich bei einer Reise mit nur noch so einem scheinbar lächerlichen Virus infizieren würde. Aber grade diese makellose Reinheit die die Mademoiselle, zweifellos ein Gynoid und ein selbst gegebener Name, ausstrahlte ließ mein Kleinhirn schrumpfen und in mein Rückenmark fallen. Zwar hatten die Gynoiden keine Libido im ursprünglichen Sinn, da ja eine biologische Vermehrung für sie nicht möglich war. Aber sie kompensierten ihre nach wie vor vorhandenen Bedürfnisse nach Kontakt, Herzenswärme und Nähe mit einer ihnen eigenen Leidenschaft. Sie liebten der Liebe wegen, war eine bekannte Redensart, und vielleicht waren sie so sogar jeder Frau überlegen.
Widerstrebe nur dem Eros, härter schließt er dich ins Joch,
Klug ist, wer sich ihm zum Sklaven bietet. Lieben muss er doch!
König Eros, ja ich bin dein Sklave. Ich ein Menschensohn,
Nahe dir in stiller Demut, huldige vor deinem Thron
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Klug ist, wer sich ihm zum Sklaven bietet. Lieben muss er doch!
König Eros, ja ich bin dein Sklave. Ich ein Menschensohn,
Nahe dir in stiller Demut, huldige vor deinem Thron
solange wir hier sind!“, beende ich den Satz. Sie hebt eine Augenbraue.
„Solange wir hier sind?“ Ich nicke und sie lächelt reinste Freude.
„Bis dahin…?“, die Scham lässt mich zögern und mir das Blut in die Wangen schießen.
Sie schreit ein lautloses Lachen und stößt kurz mit ihrer Zungenspitze gegen die vordere Zahnreihe. Ihre Augen machen: Ja?
„…würde ich dir etwas erzählen wollen!“.
Ich schiebe ihr mein Dessert zu, dem die Wärme schon arg zugesetzt hat. Sie neigt erst denn Becher um festzustellen wie sehr sich die Eisspeise verflüssigt hat, dann den Kopf, um mich kurz zu taxieren. Ihre Finger wischen den Tau von der Außenwand des Kelches. Ihr Blick geht kurz über die Schulter um mich wieder zu finden. Ich greife ihre Hand um den Tau an ihren Fingerspitzen zu betrachten und führe sie zu meinem Gesicht um den Duft der Innenfläche einzuatmen. Ein Mandelaroma breitet sich in meinem Mund aus.
Und es folgen deinen Spuren Männlein, Weiblein ohne Zahl,
Alle tragen Ketten, allen brennt des Herzens Wundenmal.
Alle strecken mit Verlangen ihre Hände nach dir aus.
"Triumphator, Triumphator! hallt es ringsum im Gebraus.
Alle tragen Ketten, allen brennt des Herzens Wundenmal.
Alle strecken mit Verlangen ihre Hände nach dir aus.
"Triumphator, Triumphator! hallt es ringsum im Gebraus.
„Ich habe dich schon mal im Traum getroffen oder Etwas was so war wie du.
Es schien du wärest ein Mädchen, jedoch zunächst keine zwei Handbreit hoch und deine Haut war feinster Marmor, der Atem war Eis und der Blick war vom reinsten Quell. Du fragtest ob ich fliegen könnte und ich verneinte. Da hast du mir angeboten eine Runde zu machen und ehe ich antworten konnte, stiegen deine Arme zum Himmel und du begannst dich langsam zu drehen. Zunächst schien es du würdest tanzen doch dann sah ich, dass sich nur dein Oberkörper drehte während deine Füße mit dem Boden Eins wurden. Wie eine Ranke schlängelte sich dein Körper drehend und gurrend höher und höher. Die Luft um mich war plötzlich mit einem gewaltigen Rauschen erfüllt. Deine Arme wuchsen und teilten sich und bewegten sich knochenlos wie die des Octopus auf mich zu, um mich langsam zu umschließen und mich an dich zu drücken. Ich fühlte mich warm, sicher und geborgen und ich merkte, dass mich deine Kraft mit emporgehoben hatte. Deine Tentakel hatten sich unaufhörlich um meine Arme und Beine gewunden und unsere Körper verschmolzen miteinander. Ich stieg nun höher und höher und war ganz in deinem Körper während du mich wiegend drehtest, schneller und schneller. Dann spürte ich wie sich deine Nägel in mein Fleisch senkten und spürte deine Zähne an meinem Hals, aber es schmerzte nicht. Um mich waren nur deine Haut, unsere Zeit und der Duft von Mandelblüten. Der Duft wurde immer schwerer, süßer wie Marzipan, wie Amaretto, klebte an meinem Körper den du jetzt scheinbar ganz in dich eingesogen hattest. Schwindelig und blind vor Gier zerriss es mich schließlich in deinen Händen und zart hast du dich von mir gelöst, gabst mir einen letzten leisen Stoß und hast mich dann auf dich davon gleiten lassen“.
Mit dir geht die graue Weisheit, mit dir geht die junge Scham,
Schmeichelei, Verblendung, Narrheit, deine Diener lobesam.
Sei auch du mir gnädig, wende nicht den Blick mir feindlich zu,
Bist du doch der größte Sieger, Eros Triumphator du!
Ovids Liebesbüchlein (Amores), erschienen 1891
Schmeichelei, Verblendung, Narrheit, deine Diener lobesam.
Sei auch du mir gnädig, wende nicht den Blick mir feindlich zu,
Bist du doch der größte Sieger, Eros Triumphator du!
Ovids Liebesbüchlein (Amores), erschienen 1891
Es war einfach eine valide Liebe in einer invaliden Welt.
winomat - 9. Dez, 10:10